Das No-Frills-Konzept – mit oder ohne Schnickschnack?

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Wie kann es sein, dass Sie zum Beispiel auf Check24 für eine vermeintlich gleiche Leistung riesige Preisunterschiede finden? Ein häufiges Beispiel sind Buchungen für Flüge. Beispielsweise Lufthansa bietet im Vergleich gewohnt hohe Preise an während Ryanair oder EasyJet viel billigere Preise auftischen [1]. Aber wie kann das sein? Beide Anbieter sollen einen ja nur zu einem bestimmten Reiseziel fliegen. Hier kommt das No-Frills-Konzept ins Spiel.

Definition No Frills

No Frills ist ein Begriff aus der Wirtschaft und bedeutet wörtlich übersetzt „ohne Schnickschnack“.

Das No-Frills-Konzept beschreibt Maßnahmen, mit denen ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht zum sonst üblichen Leistungsumfang, sondern in einer stark abgeschwächten Form angeboten wird. Durch das Weglassen einiger Funktionen des Produkts oder Services der Dienstleistung kann, im Vergleich zu Mitbewerbern, dem Kunden ein niedrigerer Preis präsentiert werden.

Wichtige Nutzer dieses Geschäftsmusters sind Billigfluganbieter oder Hotelbetriebe. Ziel dieses Musters ist es ein erweitertes Publikum und im besten Fall die breite Masse zu erreichen und durch die eingesparten Kosten, dem Endverbraucher ein günstigeres Produkt anbieten zu können, um somit einen Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten.

Um dies ermöglichen zu können, muss das Unternehmen jedoch seine Prozesse optimieren und überall versuchen die Kosten zu minimieren, sodass das Produkt oder die Dienstleistung zum möglichst billigsten Preis angeboten werden kann. Ein wichtiger Pfeiler des Konzeptes ist die Standardisierung der Leistung, welches das Ausnutzen von Skaleneffekten und eine bessere Produktionsauslastung erlaubt [2].

Ursprung des No-Frills-Konzeptes

Der Ursprung des No-Frills-Geschäftsmusters war Henry Ford, der mit seinem T-Modell im Jahre 1908 den Markt eroberte. Dieses Auto war im Vergleich zu den bisherigen auf dem Markt sehr viel billiger, was zum einen an der einfachen Bauweise lag, da das Auto nur 15 PS hatte und aus einem einfachen Stahlgehäuse bestand. Zum anderen aber natürlich auch an der Massenproduktion des standardisierten Modells, welche durch die Entwicklung des Fließbandes möglich wurde [2].

Fluggesellschaften als Beispiel

Die am Anfang gestellte Frage, wie es sein kann, dass ein Flug der gleichen Ausgangsstadt zum gleichen Reiseziel so unterschiedliche Preise haben kann, wird im Folgenden noch einmal genauer erklärt.

Fluggesellschaften kann man als das Vorzeigemodell des No-Frills-Konzeptes sehen. Neben den klassischen etablierten Fluggesellschaften, wie beispielsweise Lufthansa, die sich durch einen hochwertigen Bord Service auszeichnen, verzichten Billigfluggesellschaften wie Ryanair, EasyJet oder Wizz Air bewusst auf einige Annehmlichkeiten für den Reisenden und konzentrieren sich nur auf die Grundbedürfnisse der Passagiere. Aus diesem Grund bieten diese zum Beispiel kein Freigepäck und während dem Flug keine kostenlose Verpflegung an. Außerdem gibt es bei diesen Billigflügen meist weniger Beinfreiheit und es werden auch oft kleinere und weniger zentral gelegene Flughäfen angeflogen [3]. Diese ganzen Abstriche des Komforts nehmen Reisende, besonders wir Deutschen, immer gerne in Kauf, um für 20 € mal eben nach Mallorca auf den Ballermann zu fliegen.

Weitere Nutzer des No-Frills-Konzeptes

Neben den Billigfluggesellschaften gibt es noch viele weitere Nutzer des No-Frills-Konzeptes. Besonders bekannt sind Discounter, wie zum Beispiel Aldi oder Lidl, in denen sich das Konzept in dem verringerten Warenangebot sowie spärlicher Ausstattung widerspiegelt. In diesen Supermärkten werden die Produkte oft einfach direkt von Paletten verkauft und aufwendige Verpackungen werden vermieden. So gab es beispielsweise die britische Supermarktkette Kwik Save, welche eine Eigenmarke mit dem Namen „No Frills“ besaß, um genau solche billigen generischen Produkte zu verkaufen.

Produkte auf Paletten im Gang eines Aldis von 2006 von Kira Nerys
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Aldigang.jpg (aufgerufen am 9.6.2021)

Auch beispielsweise Mobilfunkanbieter profitieren von dem No-Frills-Konzept. Meist sind diese Mobilfunkdiscounter Tochtergesellschaften von großen Mobilfunkunternehmen, die deren Mobilfunknetze mitbenutzen. Im Gegensatz zu klassischen Mobilfunkanbietern funktioniert die Abwicklung ausschließlich über das Internet und es gibt keine Filialen oder Händler. Hier gibt es dann meistens nur ein Minutentarif und Sonderleistungen oder auch Roaming sind oft teurer [4].

Ein weiterer anfangs schon genannter Nutzer sind Hotelbetriebe, welche sich dadurch auszeichnen dem Kunden nur das nötigste im Zimmer sowie im Hotel generell anzubieten, um den Preis niedrig zu halten [5]. Das ärgerlichste dabei ist wohl, wenn das Hotel kein WLAN besitzt, aber sind wir mal ehrlich, dass müsste selbst ein No Frills basiertes Hotel mittlerweile mal bieten können.

Referenzen

[1] Check24, Zuletzt abgerufen am 9.6.2021, von https://www.check24.de/

[2] O. Gassman, K. Frankenberger, M. Csik, Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator. 2. Auflage. München: Carl-Hanser-Verlag, 2017.

[3] Was bedeutet No Frills?, Zuletzt abgerufen am 9.6.2021, von https://www.expedia.de/explore/reiselexikon-no-frills

[4] No frills, Zuletzt abgerufen am 9.6.2021, von https://de.wikipedia.org/wiki/No_frills

[5] Patrick Landman, No-Frills Hotel, 2020, Zuletzt abgerufen am 9.6.2021, von https://www.xotels.com/en/glossary/no-frills-hotel

[6] No Frills, Zuletzt abgerufen am 9.6.2021, von https://www.urlaubsguru.de/lexikon/no-frills/

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