Klarna – ein Revolutionär unter Zahlungsdienstleistern?

Mit der Vision den Zahlungsverkehr im Internet zu revolutionieren, gründeten drei schwedische BWL-Studenten das Unternehmen Kreditor. Obwohl ihr Konzept bei der Verleihung des Entrepreneurship Awards der Handelshochschule in Stockholm belächelt und stattdessen auf klassische Banken gesetzt wurde, entwickelte sich das Unternehmen zu einem der führenden Zahlungsdienstleister in unserem digitalen Zeitalter [1].

Mit einem heutigen Marktanteil von 10% am nordeuropäischen E-Commerce Markt, einer Gesamtzahl von über 85 Millionen Endkunden und 205.000 verpartnerten Händlern verdeutlichen die drei Gründer, wie wichtig der digitale Markt für unsere Gesellschaft ist. Dieses Unternehmen ist heutzutage als Klarna bekannt [2].

Was ist eigentlich Klarna?

Einführungsvideo zum Geschäftsmodell von Klarna. Quelle: Eigene Darstellung. Tool: https://www.mysimpleshow.com/

Wer kennt das nicht? Man möchte sich schnell neue Kleidung im Internet bestellen, doch für die Bezahlung wird dann nicht die gewünschte Zahlungsmethode angeboten. Falls der Kunde jedoch Glück hat und die ihm gewünschte Zahlungsmethode angeboten wird, müssen Zahlungsinformationen angegeben werden, was häufig ein nerviger und redundanter Prozess ist.

Dies sind nur einige wenige der vielen Probleme, die Klarna für ihre Kunden lösen möchte. Zur Erledigung der Zahlungsvorgänge zwischen Onlinehändlern und Kunden tritt Klarna den Händlern das Geld in Vorleistung und gibt den Kunden eine Frist von 30 Tagen, um das Geld an Klarna zu zahlen. Da die Bezahl- und Lieferinformationen bei Klarna hinterlegt sind, können Kunden mit nur einem Klick bei Klarna-Partnern zahlen. Sie können die offenen Rechnungen entweder sofort, innerhalb einer Zahlungsfrist oder in Raten begleichen.

Um Klarna und deren Geschäftsmodell besser nachvollziehen zu können, muss hier zwischen den 2 Kundengruppen Klarnas differenziert werden, den Onlinehändlern und den Endkunden dieser Onlinehändler. Für beide Kundensegmente bietet Klarna unterschiedliche Lösungen an, wodurch beide Kundengruppen profitieren.

Profit für Onlinehändler

Ein wichtiger Aspekt für die Relevanz von Klarna ist die relativ große Anzahl an verpartnerten Onlineshops. Klarna bietet für die Onlinehändler hauptsächlich die sogenannte Klarna Checkout Lösung an – eine Gesamtlösung, bei der die gängigsten Bezahlmethoden in den Shop integriert werden. Bei diesen Bezahlmethoden handelt es sich um Ratenzahlung, Rechnungskauf und Sofortkauf. Dafür verlangt Klarna pro Transaktion einen Anteil von 1,99 % und eine Pauschale von 0,35 € [3].

Doch wieso sollten Onlineshops die Bezahllösungen von Klarna nutzen? Sind das nicht unnötige Kosten für die Onlinehändler?

Diese Fragen muss sich jeder Onlinehändler selbst stellen; doch meiner Meinung nach ist die letzte Frage mit einem klaren Nein zu beantworten. Man muss bedenken, dass die Händler nicht nur eine integrierte Bezahllösung erwerben, sondern auch durch den Kundenstamm von Klarna profitieren. Klarna-Kunden neigen eher dazu bei Onlineshops einzukaufen, die auch mit Klarna verpartnert sind. Dies ist auf die diversen Vorteile zurückzuführen, die Shop-Kunden erhalten, wenn sie Klarna nutzen

„It felt like I didn’t have to commit to the actual purchase and it wasn’t something that I’d have to worry about straight away. I’m more likely to shop if they use Klarna“ [4]

Außerdem profitieren Onlinehändler von weiteren Services von Klarna, wie beispielsweise dem Schutz und Support für die Shops. Da Klarna die Bonitätsprüfung der Kunden übernimmt und das Geld der offenen Rechnungen den Shops zur Verfügung stellt, wird gegen Betrüger vorgebeugt. Dadurch erhalten Shops ein Sicherheitsgefühl und finanzielle Verluste werden reduziert [5].

Vorteile für Klarna Kunden

Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Erfolg Klarnas ist natürlich auch der wachsende Kundenstamm [1]. Doch wieso gewinnt Klarna immer mehr an Popularität?

Da ich meine Onlinebestellungen hauptsächlich bei Amazon tätige, habe ich persönlich vorher noch nie etwas von Klarna gehört. Da ich relativ wenige Kleidung über Onlineshops bestelle und Klarna bei Amazon nicht als Zahlungsmethode unterstützt wird, war mir als digitaler Zahlungsdienstleister nur PayPal bekannt. Erst durch die Ausarbeitung einer Geschäftsmodellanalyse von Klarna habe ich mich intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt. Neben den offensichtlichen Services wie dem bequemen Bezahlen durch die Ein-Klick-Bestelllösung, die Klarna durch ihre Checkoutlösung anbietet, lernte ich weitere Vorteile von Klarna kennen [3].

Klarna kristallisiert sich als zentrale Zahlungsmethode für Kunden heraus. Hierbei stellt Klarna eine App zur Verfügung, bei der die Bestellungen der Kunden verwaltet und anschaulich dargestellt wird. Über diese App wird es dem Kunden auch ermöglicht, in einem Ladengeschäft über Klarna zu bezahlen. Außerdem bietet Klarna auch für Kunden einen Schutz: Falls es Lieferprobleme geben sollte und der Kunde die Ware nicht erhält oder das Produkt dem Kunden nicht zusagt, muss dieser nicht zahlen. Hierdurch erhält der Kunde nicht nur einen Käuferschutz, sondern hat dadurch auch die Möglichkeit, die Ware vorher zu testen und einfach zurückzuschicken. Die Retouren werden auch über die Klarna App verwaltet. [6].

Screenshot aus der Klarna App. Quelle: Eigene Darstellung

Ein weiterer Grund weshalb immer mehr Menschen Klarna nutzen, kann das moderne Image sein, das Klarna vertritt. Dadurch hebt sich Klarna von klassischen Banken ab, vor allem durch die Beteiligung von berühmten Persönlichkeiten als Investoren wie beispielsweise Snoop Dog oder Kobe Bryant [1].

Einfluss auf mein persönliches Umfeld

Klarna ist nicht nur für das Einkaufen in Modeshops interessant. Da es vor allem bei der jüngeren Generation sein kann, dass der Käufer keine Kreditkarte zur Verfügung hat, bietet sich auch Klarna für Auslandstransaktionen an. In meinem engeren Bekanntenkreis gab es beispielsweise den Fall, dass im Rahmen eines Auslandssemesters ein Zugticket nach Paris gebucht werden musste. Da die Zugtickets auf der französischen Website um einiges günstiger waren (40€ anstatt 100€ für jeweils eine Fahrtrichtung), aber keine Kreditkarte vorhanden war, wurden diese Tickets mit Klarna bezahlt. Der Hauptgrund für die Nutzung von Klarna statt beispielsweise PayPal war die einfache Usability von Klarna. Im Gegensatz zu PayPal musste hierfür nicht extra ein Account erstellt werden, was den Prozess beschleunigte.

Klarna kann noch mehr

Man könnte nun behaupten, dass Klarna mittlerweile ein sehr großer Zahlungsdienstleister mit vielversprechenden Zukunftsaussichten ist. Dennoch hält es die drei Gründer von Klarna nicht davon ab, das ursprüngliche Geschäftsmodell zu erweitern. Durch den Erwerb einer Banklizenz entwickelt sich Klarna von einem einfachen Zahlungsdienstleister zu einem Kreditinstitut. Dazu zählen Services wie der Vertrieb der Klarna Card (eine von Klarna angebotene Visa-Karte), das Angebot eines Festgeldkontos und die Vergabe von Krediten an Onlinehändler. Des Weiteren plant Klarna Girokonten für ihre Kunden anzubieten [7].

Fazit

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Klarna viel mehr als ein einfacher Zahlungsdienstleister ist. Durch das erweiterte Produktportfolio kann man davon ausgehen, dass Klarna den klassischen Banken als moderne und digitalisierte Alternative konkurrieren möchte. Durch die Weiterentwicklung zu einem Kreditinstitut und den damit verbundenen Möglichkeiten steht Klarna vor einer vielversprechenden Zukunft.

Ich persönlich glaube nicht, dass Klarna PayPal ersetzen wird, dennoch sprechen die Vorteile bei der Nutzung von Klarna für sich. Viele Experten sehen Klarna als einen ernstzunehmenden Konkurrenten von PayPal. In meinem engeren Bekanntenkreis wird Klarna hauptsächlich für das Shoppen von Kleidung genutzt (auch hier wird Klarna gegenüber PayPal bevorzugt). Mich persönlich hat Klarna von seinen Vorteilen überzeugt und ich werde, falls ich in einem Shop bestellen sollte, der Klarna als Zahlungsmethode anbietet, Klarna nutzen. Auf die Instore Lösungen wie die Klarna Card verzichte ich, da ich es präferiere, bar oder direkt mit meiner Bankkarte zu bezahlen. Für einen tieferen Einblick in das Geschäftsmodell Klarnas empfehle ich Ihnen die unten eingebettete Slideshare.

Slideshare zur Vollständigen Ausarbeitung der Analyse des Geschäftsmodells von Klarna

Quellen

[1] Manager magazin new media GmbH, Das Erfolgsgeheimnis des Mega-Fintechs aus Schweden. Zugriff am: 29. Mai 2020

[2] Klarna Bank AB,Über uns. Zugriff am: 29. Mai 2020.

[3] Klarna Bank AB, Checkout. Zugriff am: 29. Mai 2020.

[4] CNN Business, How ‚buy now, pay later‘ companies are getting younger shoppers to use credit. Zugriff am: 29. Mai 2020.

[5] Bezahlen Ratgeber, Klarna Bonitätsprüfung. Zugriff am: 29. Mai 2020.

[6] Klarna Bank AB, Smooth. Zugriff am: 29. Mai 2020.

[7] Business Insider Deutschland GmbH, Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna macht vieles besser als Paypal Zugriff am: 29. Mai 2020

2 Antworten zu “Klarna – ein Revolutionär unter Zahlungsdienstleistern?

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