Trash to Cash – Lukrativer Abfall

Schneidet man ein Holzbrett mit einer Säge durch, um beispielsweise eine Tischplatte zu schreinern, so entstehen kleine Holzspäne – soweit wahrscheinlich jedem bekannt. Diese Holzspäne gelten dann als Nebenprodukt im Herstellungsprozess der Tischplatte. Da Holzspäne in den meisten Fällen nicht mehr für das Endprodukt benötigt werden, bleibt nur die Entsorgung.

Grundsätzlich hat jedes Unternehmen, egal in welcher Branche es tätig ist, den Drang zur stetigen Weiterentwicklung und Umsatzsteigerung [1]. Dabei wird oft in die Optimierung von Arbeitsschritten oder effizientere Techniken, beispielsweise modernere Maschinen, investiert. Es gibt aber auch andere Wege wie ein Unternehmen profitabler werden kann [2].

Video 1: Snack Content. Erklärvideo zum Geschäftsmodell Trash to Cash.

Nachhaltigkeit bedeutet Zukunft

Die moderne Industrie erfordert mehr und mehr Leute, deren Arbeit das „Denken“ ist. Cyril N. Parkinson [3]

Eine recht moderne Problemstellung, der sich immer mehr Unternehmen stellen müssen, ist die eigene ökologische Nachhaltigkeit. Ein Thema welches im Wesentlichen die Zukunft des Unternehmens prägt [4]. Dabei stellt sich insbesondere die Frage nach einer effizienten Abfallwirtschaft, als eine der zahlreichen Herausforderungen. Ebenfalls ist es wichtig das Abfallvolumen zu reduzieren und den Betrieb in Richtung effizienter und interessanter Dienstleistungen zu bewegen. Damit ist die Konzentration auf größere Produktmengen gemeint, die wiederverwendet, recycelt und upgecycelt werden können. Eine wichtige Voraussetzung für einen solchen Lösungsweg liegt überwiegend in der Schaffung und Aufrechterhaltung nachhaltiger Geschäftsmodelle.  

Ein zukunftsorientiertes Unternehmen muss sich unausweichlich mit der eigenen ökologischen Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Das nachhaltige Entsorgen von Abfallprodukten wird zunehmend kostspieliger, infolge immer strenger werdender zu beachtenden Auflagen. Dementsprechend groß sind die finanziellen Auswirkungen auf den Gewinn eines Unternehmens [5].

Wieso also nicht das eigentliche Abfallprodukt als einen neuen Einkommenszweig betrachten? Würde bedeuten entweder einen Abnehmer für dieses Produkt zu finden oder im eigenen Unternehmen dieses Erzeugnis aufzubereiten und wiederzuverwerten. Monetarisierung des ursprünglichen Abfallproduktes, klingt doch zu schön, um wahr zu sein. 

Abbildung 1: SnackContent – Selbst erstelltes Meme

Win-Win-Situation

Doch genau mit diesem Wunschdenken beschäftigt sich das Geschäftsmodell Trash to Cash (zu dt. „Aus Müll wird Geld“), eins von 55 Geschäftsmodellmustern des St. Galler Business Model Navigator [6]. Abfallprodukte oder auch gebrauchte Güter werden gesammelt und entweder in andere Teile der Welt verkauft oder in neue Produkte umgewandelt. Das Gewinnsystem basiert im Wesentlichen für den Abnehmer auf niedrigen bis gar keinen Einkaufspreisen. Die Ressourcenkosten für das Unternehmen werden praktisch eliminiert. Parallel dazu wird die Abfallentsorgung des Lieferanten entweder übernommen oder zu einem neuen Absatzweg.  

Ein positiver Nebeneffekt des Trash-to-Cash-Prinzips eines Lieferanten besteht darin, ein umweltfreundliches Image zu schaffen. Infolgedessen wird auch ein möglicher Umweltgedanke der Kunden angesprochen. Noch dazu kann dieser Recyclingaspekt einen wertvollen Wettbewerbsvorteil darstellen [6].

Abbildung 2: Kunden achten auf nachhaltige Unternehmen. Selbst erstellt, angelehnt an https://www.lbbw.de/artikelseite/maerkte-verstehen/warum-nachhaltige-unternehmen-erfolgreicher-sind_7az2nfam2_d.html

Am Beispiel, welches zu Beginn vorgestellt wurde, bedeutet dies, die Holzspäne zu sammeln und an einen Abnehmer abzutreten. Das Unternehmen kann somit das Nebenprodukt bzw. Abfallprodukt kostenlos entsorgen oder sogar gewinnbringend absetzen. Beispielsweise kann der Abnehmer aus den Holzspänen Spanplatten pressen oder auch Isolier- und Füllmaterialien schaffen. 

Ökologie lukrativ

Natürlich gibt es auch unzählige weitere Beispiele aus unterschiedlichen Branchen, die dem Trash-to-Cash-Prinzip zugrunde liegen. Gerade in dem Bereich ausgesonderter Verkehrsmittel gibt es sehr kreative Ansätze. Beispiele hierzu sind Rucksäcke, Handtaschen und Aksesuar die aus gebrauchten LKW-Planen hergestellt werden und mit Gurten aus alten Sicherheitsgurten bestückt werden [7]. Für mich liegt ein besonderer Reiz bei solchen Produkten in der Einzigartigkeit. Kein Stück gleicht dem anderen, jedes Ergebnis hat individuelle Abnutzungsspuren.

Das Geschäftsmodell Trash-to-Cash ist eins von vielen Modellen mit dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit für Unternehmen und einem finanziellen Mehrwert. Produkte werden aus recycelten Materialien hergestellt, die in ihrem vorherigen Leben einen ganz anderen Zweck hatten. Es entsteht eine Win-Win-Situation sowohl für die Verkäufer als auch für die Abnehmer der gebrauchten Güter.

Appell

Wir leben in einer Konsumgesellschaft, der Konsum kennt schon lange keine Grenzen mehr. Wir wissen das unser Konsumdrang der Umwelt schadet. Umso wichtiger ist es die konsumierten Güter bestmöglich wiederzuverwerten. Diesen Denkansatz sollte jeder verfolgen und zumindest ein stückweit in sein Leben integrieren, denn jeder kann einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten [8].

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Quellen

[1] Ludewig, Christoph, Warum es für Unternehmen keine Alternative zu Wachstum gibt, 5. August 2013, https://www.marktding.de/strategie/warum-es-fur-unternehmen-keine-alternative-zu-wachstum-gibt/

[2] Prozessoptimierung: Grundlagen, Methoden und Ziele, 01.08.2018, https://www.consulting.de/wissen-beitraege/prozessoptimierung-grundlagen-methoden-und-ziele/

[3] Cyril Northcote Parkinson (1909-93), https://digitallanguage.de/industrie-und-technologie/

[4] Warum nachhaltige Unternehmen erfolgreicher sind, https://www.lbbw.de/artikelseite/maerkte-verstehen/warum-nachhaltige-unternehmen-erfolgreicher-sind_7az2nfam2_d.html

[5] Ressourceneffizienz und Abfall, 17.06.2019, https://www.eea.europa.eu/de/themes/waste

[6] Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger, Michaela Csik, Geschäftsmodelle entwickeln, 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator, https://www.hanser-elibrary.com/isbn/9783446451759 – Geschäftsmodell Nr. 51, S.329

[7] Freitag, https://www.freitag.ch/de

[8] Nils Markwardt, Wir sind Konsumnation, 8. Juni 2017, https://www.zeit.de/kultur/2017-06/konsum-verhalten-deutschland-konsumgesellschaft-industrie?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de

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